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Rollenspiel


(Kapitel4)
   

  Herbst, Abend, feuchter Boden,
bedeckter Himmel,
   stürmisch




      Leitung
      Aiyana
      Chephe

Aktive Mitglieder  
1 Rüde &    
1 Fähe  
Gründungsdatum
05.04.2010

                     RPG-Start
                     02.05.2010 - 31.05.2012
         16.11.2016-ungewiss
                                                     
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Dieses Thema hat 191 Antworten
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 Das Leben in Awenasa
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NPC Offline




Beiträge: 52

25.02.2011 20:47
#181 RE: Kapitel 2 - "Die Erkenntnis" Thread geschlossen


Bis jetzt hatte sie das ganze Geschehen nur von weitem beobachtet. Gehofft, die Wölfe würden es auch so schaffen, doch irgendwie schienen die Gruppen immer mehr zu zerbrechen. Zumindest die beiden im Seelenwald. Bei der letzten Gruppe war auch irgendetwas nicht wirklich in Ordnung, doch bis jetzt blieben sie zusammen. Somit würde der beauftragte Wolfsgeist seine Arbeit gut erledigen können. Dennoch. Ihnen blieb nicht mehr viel Zeit und sie waren noch weit, sehr weit von ihrem Ziel entfernt. Traurig schüttelte sie den Kopf. Wie hatte das alles nur passieren können? Wie nur, hatten sie alle im Stich gelassen, die Hoffnung aufgegeben? Nun musste sie das ganze selbst erledigen.

Kraftvolle Schritte ließen den Boden überall gleichermaßen leicht beben doch spüren konnten es nur jene, vor denen sie nicht verstecken brauchte. Nur die, welche sie niemals verraten, oder für die sie noch keine Bedeutung hatte, sie merkten es und so war es auch gedacht. Wie ein Lächeln legte sich bei jedem weiteren Beben ihre Macht über die Wölfe, welche die Werkzeuge der Rettung Awenasas sein sollten. Auch wenn sie es wahrscheinlich eher gruselig fanden, so konnten sie sich ihrer Kraft nicht entziehen. Nach und nach gab sie ihnen neue Denkanstöße die sie lenken sollten. Den einen wieder zurück zu ihrer Gruppe zu finden, den anderen die Zwietracht vorerst beiseite zu schieben und als letztes noch den Drang, schnellstmöglichen Weg fort zu setzen.

"Geht! Bald habt ihr euer erstes Ziel erreicht. Bald werdet ihr verstehen!"

Ein leises Flüstern, in dem jedoch so viel Macht steckte, wie sie niemals zuvor gespürt hatten. Nun jedoch blieb ihr keine Zeit mehr, sie musste zurück an ihren Platz. Niemand durfte von ihrer Abwesenheit erfahren. Noch konnte sie ihre Maske nicht fallen lassen. Nur noch ein unausgesprochener Befehl niemals ein Wort über dieses Ereignis zu verlieren schickte sie den fremden Wölfen, dann verschwand sie.


-> Spätsommer
-> (Nach)mittag
-> 12-14°C
-> leicht bewölkt, windstill
-> kein Nebel

Maya Offline




Beiträge: 240

27.02.2011 10:40
#182 RE: Kapitel 2 - "Die Erkenntnis" Thread geschlossen

Maya schaute Karayami immer noch an. Der schwarze Rüde hatte bis jetzt noch fast nichts zu ihrem Gesprächen beigetragen, dabei wirkte er auf Maya nicht besonders schüchtern.
Wenn, dann hatte eigentlich die kleine graue Fähe eher den schüchternen Eindruck gemacht.
Weshalb es Maya umso mehr überraschte als diese auf ein mal angefangen hatte zu sprechen, auch, wenn nur kurz und auch, wenn sie sich gleich dafür entschuldigt hatte, sie hatte den ersten Schritt gemacht und nur das allein zählte für Maya. Ihr Blick glitt wieder zu Abebi die ihr immer noch ziemlich nahe stand und sich nicht recht wohl zu fühlen schien.

Da vernahm Maya auf ein mal die aggressive Stimme Anzunamuns zu ihrer linken. Sie wandte sich von Abebi ab und wieder der weißen Fähe zu, die sie eigentlich aus ihren Gedanken streichen- und mal für einen Augenblick ignorieren wollte. Doch sie konnte nicht. Maya konnte nicht glauben, was die Weiße da von sich gab.
Sie konnte nicht ernsthaft glauben, dass Naijmoun ihr folgen würde! Schon ganz allein der Versuch war lächerlich und absurd!
Das kann sie nicht machen! Wenn sie gehen will, na gut, soll sie doch! Auf die Gegenwart eines Wesens, dass so viel Aggression ausstrahlt, lege ich keinen Wert! Aber dann soll sie uns in Ruhe lassen und sich nicht weiter einmischen! Das wird Naij nicht tun...
Doch wenn Maya ehrlich zu sich selbst war, wusste sie, dass es nicht so war. Naijmoun war ein wunderbares Wesen mir einem rund um tollen Charakter, er würde ihrer Bitte nachkommen. Vielleicht nicht für immer, aber zumindest für den Moment und wenn er es nur tat, um mit Anzunamun zu reden.
In Maya flammte auf ein mal eine ungeheure Traurigkeit auf, denn je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr musste sie sich eingestehen, dass Naij Anzunamun folgen würde.

Deshalb überraschte es sie auch nicht sonderlich, als der Helle sich verwirrt erhob.
Nein!
Ein leises, aber trotzdem bestimmtes und wütendes Knurren in dem all ihr Kummer und ihr Ärger über die weiße Fähe lagen, entwich ihrer Kehle. Ihre Muskeln spannten sich an und sie musste sich beherrschen nicht zwischen die weiße und Naijmoun zu springen, um ihm somit den Weg zu versperren.
Es gelang ihr, doch als Naijmoun nach einem flüchtigen Blick mit großen Sätzen im Wald verschwand, konnte sie ein bitteres Heulen nicht unterdrücken.
Die ganze Situation schien in einem Moment umgeschlagen zu sein und vollkommen aus den Fugen zu geraten. Eben noch hatten sie friedlich zusammen gelegen und geschlafen, Maya an Naijmoun gekuschelt, schon stand sie hier, mitten in einem gruseligen Wald voller Geheimnisse, vollkommen allein gelassen mit zwei fremden Wölfen- einem fremden Wolf.

Maya entspannte sich wieder und ihre ungezügelte Wut verwandelte sich in Traurigkeit. Sie ließ die Schultern hängen und drehte sich langsam wieder zu Abebi um. Auch diese schien vollkommen überfordert zu sein, mit all den Emotionen und Ereignisse, die sich alle in so kurzer Zeit Schlag auf Schlag abgespielt hatten.
Vielleicht ist sie Gesellschaft ja eben so wenig gewöhnt wie ich.
Das würde zumindest einiges erklären. Und obwohl Maya die graue Fähe kaum kannte, hatte sie doch das Gefühl, dass ihr diese nicht fremd war. Nicht so fremd, wie sie es hätte sein sollen. Maya konzentrierte sich wieder bewusst auf die Gegenwart und versuchte ihre Gedanken, die momentan einem Chaos glichen irgendwie zu ordnen. Sie atmete drei mal tief durch und umlegte sich und Abebi mit dem leichten Schleier der Ruhe, den sie so schätzten gelernt hatte. Erst jetzt bemerkte sie, dass Abebi sie fragend anschaute. Sie schien das Geschehene nicht recht zu verstehen. Maya lachte bitter. Sie selbst hatte es auch noch nicht verstanden. Dennoch kam sie damit besser klar, als sie es sollte. Alleine mit zwei Fremden Wölfen. Woran das wohl lag? An Abebi? Vielleicht.

Abebis verzweifelte und fast flehende Stimme riss Maya aus ihren Gedanken. Kaum hatte sie den Sinn darin begriffen, machte sich Besorgnis in ihr breit. Abebi wirkte so vollkommen überfordert und eingeschüchtert, dass sich in Maya irgendwie eine Art Beschützer-Instinkt meldete. So lächerlich und komisch es auch sein mochte, sie fühlte sich in gewisser Weise für das Wohl dieser kleinen Fähe verantwortlich. Anders als bei Naijmoun. Bei ihm wollte Maya ihn zwar beschützten, fühlte sich aber nicht in solcher weise für ihn verantwortlich. Es war, als hätte Abebi etwas in ihr geweckt, dass schon immer da gewesen war. Das Wissen über etwas, was Mayas Leben vielleicht verändern sollte. Aus diesem Grund zögerte sie nicht einen winzigen Augenblick, sondern folgte ohne darüber nachzudenken wohin und ob es klug war, der grauen tiefer in den Wald, in der Hoffnung das Richtige zu tun.


(Erst bei Kurayami, Anzunamun, Naijmoun und Abebi im Seelenwald, später tiefer im Wald mit Abebi)

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Das Leben schickt einem viele Umwege, die Kunst ist es, dabei die Landsachft zu bewundern.

Mingan Offline

(Zweitchar von Ahkuna)


Beiträge: 146

27.02.2011 19:03
#183 RE: Kapitel 2 - "Die Erkenntnis" Thread geschlossen

Mingan merkte wie er es geschafft hatte, Sirkan zu erschrecken. Dieser hatte es nicht vorhergesehen und das war gut so. Mingan freute sich innerlich. Er hatte seinen Feind gefunden, der für den es sich auch lohnte unter Umständen zu sterben. Sie beide würden aneinander raten und nach kurzem sprang Sirkan auch schon auf ihn zu. Da der Graue damit gerechnet hatte, machte er sorgsam einen Schritt zur Seite. Der Provozierende hatte immer den Vorteil. Er wusste wann es beginnen würde und dadurch würde Sirkan ihn nicht überraschen können. Der Schwarze hatte keine Chance sein Ohr zu erwischen und musste sogar damit Leben, dass er einen leichten Stoß ab bekam, den der Graue in seine Ausweichbewegung eingebaut hatte. Dies war seine Art dieses Scharmützel zu beginnen.
Und doch schien es nicht dazu zu kommen. Diese Auseinandersetzung war ein Spiel gewesen, sogar zu harmlos um als Auftakt für einen Kampf herzuhalten und Sirkan machte deutlich, dass für ihn nicht die Zeit für einen Kampf reif war. Mingan überlegte kurz, ob er Sirkan von hinten befallen sollte. So eine Gelegenheit würde er bestimmt nicht wieder bekommen. Er würde den Schwarzen schwer verletzen können, bevor dieser seinen Fehler auch nur bemerkt hätte. In seiner Kampfeslust hätte er dies auch fast getan, doch dann erinnerte er sich daran, was er wollte. Mingan wollte einen Zweikampf, einen fairen. Dieser konnte nicht mit einer Attacke von hinten beginnen. Damit wäre der Sieger klar gewesen und der Kampf sinnlos. So ließ er Sirkan ziehen, zu seiner geliebten Chephe. Nun gab das alles einen Sinn. Der Schwarze musste sich in diese unschuldige Fähe verliebt haben. Keine andere Erklärung war möglich. Die Fähe tat ihm schon jetzt leid. Wie ist sie nur in seine Fänge gekommen? Sie muss aus irgend einen Grund auf ihn hereingefallen sein. So konnte er die Fähe nicht mit diesem Rüden alleine lassen. Vielleicht fand sich über Chephe ein Grund für den Kampf, und wenn nicht würde er ihn einfach für sich fordern. Dann hätte Sirkan keine Ausrede mehr, weshalb er wegrennen könnte. So ging er ihm hinterher.
Während er so dem Schwarzen hinterherlief, spürte er wie sich etwas im Wald veränderte. Seine geliebte Welt schien näher zu kommen. Das Totenreich schien sich ein Stück mehr zu öffnen. Plötzlich schien es ihm so als ob die Erde leicht beben würde und auch seine Stimmung sich verändern würde. Es machte ihn beinahe euphorisch. Die Welt seiner Gefährtin schien immer näher zu kommen, hier in diesem Wald. Dieser schöne, merkwürdige, zauberhafte Wald! Und dann erschien ihm eine merkwürdige Stimme. Sie schien ein Ziel zu verkünden und er würde es erreichen.
Nachdem die Welt seiner Gefährtin isch wieder zurückzog, hinterfragte er dies. Es erschien ihm so unwirklich und wenn er dort nicht schon einmal gewesen wäre, hätte er es für unmöglich gehalten. So jedoch wusste er, dass es es gab und musste damit leben, LEBEN. Wieso unbedingt leben. So hinterfragte er vorallem seine Gefühle hinsichtlich Sirkan. Sein Blut kochte nicht mehr ganz so hoch wenn er an ihn dachte, es schien, als ob die aus dem Totenreich keinen Nachschub wollten und doch konnte dies nicht sein. Mingans Leben hatte nur ein Ziel und nun drehten sich seine Gefühle so, dass sie dem gegenüber standen?

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"Poenam no sentio mortis. Poena fuit vita, requies mihi morte parata est [paratus ero]."
Ich spüre nicht die Strafe des Todes. Die Strafe war das Leben, der Tod hat [wird] mir Erlösung gebracht [bringen].

"Mors certa, hora incerta."
Der Tod ist sicher, nur die Stunde ist ungewiss.

Sirkan Offline

(Zweitchar von Aiyana)


Beiträge: 252

03.03.2011 19:05
#184 RE: Kapitel 2 - "Die Erkenntnis" Thread geschlossen

Schlitternd blieb der schwarze stehen als er diese seltsamen Schwingungen spürte. Was konnte das sein? Mehr und mehr umfing ihn diese seltsame Energie, doch ihm gegensatz zu den normalen Lebenskräften konnte er diese hier nicht fassen. Sie hüllte ihn ein wie ein dichter Nebelschleier, doch egal wohin er schnappte, er schnappte immer ins Leere. Allmählig beunruhigte ihn diese Macht immer mehr. Wo kam sie her? Wie konnte sie sich immer weiter steigern? Entschlossen wechselte Sirkan seine sicht, doch was er nun sah war auch nicht wirklich besser. Es sah aus als würden die Energien ständig irgendwelche verschiedenen Formen annehmen. Mal flossen sie einfach nur dahin wie ein Fluss, dann jedoch konnte er an einer Stelle einen Hasen erkennen an anderer Stelle einen Luchs, welcher sich nach und nach in einen Schmetterlng verwandelte um dann in einem entgegenkommenden Greifvogel zu verschwinden. Immer wieder wechselten die formen, sodass dem schwarzen schon beinahe Schwindelig wurde. Plötzlich jedoch wurde es still. langsam gingen auch die letzten Figuren in einen einheitlichen energieschleier über, der Sirkan, warum auch immer an ein Lächeln erinnerte. Wie er soetwas bei einem durchgängigen Energienebel jedoch erkennen konnte war ihm schleierhaft. Doch dass er dies sah, wurde auch von dem Gefühl unterstrichen, welches er gerade hatte. So, als wollte jemand ihn umgarnen, ihn dazu bringen, alles los zu lassen...
Unruhig schüttelte er den Kopf. Das alles war ihm nicht geheuer. Wer konnte derart mit der Kraft spielen?! Mühevoll begann er zu versuchen sich zu wiedersetzen, doch dieses, was auch immer es war, hielt ihn gebannt. Dann jedoch änderte sich wieder das bild. Alles stob plötzlich vorwärts und zog nun auch ihn mit. Unfreiwillig ging der Rüde nun in einen turbulenten Sprint über. Die Kraft welche er eben noch dazu aufgebracht hatte los zu laufen, schien ihn plötzlich fort zu ziehen, sodass er nun mehr damit beschäftigt war, irgendwie wieder an Geschwindigkeit zu verlieren.
Plötzlich war alles fort. Stolpernd kam der Schwarze zum stehen und konnte anfangs nur schwer sein Gleichgewicht halten. Erst jetzt hörte er den Nachhall der Stimme, welche ihm befahl weiter zu gehen. Leicht Knurrend schüttelte er den Kopf und sah sich um. Mit seinem rasanten, unnatürlichen Sprint schien er den grauen Wolf wohl vorerst abgehängt zu haben. Ob er auch an Chephe vorbeigelaufen war? Die Bäume waren nur so an ihm vorbeigeflogen und er hatte mehr auf seine Pfoten geschaut, sodass er nicht wusste wie weit er nun wirklich gegangen war. Mit der Nase suchend wandte er sich erst richtung Boden und dann gen Himmel und stellte erleichtert fest, dass er anscheinend doch nicht zu weit gelaufen war. Wenn er sich nicht täuschte war er nun sogar direkt bei Chephe. Vermutlich, würde er sie direkt hinter dem nächsten Baum finden. Ob sie das ganze hier wohl auch erlebt hatte? Immernoch mit ein wenig wackeligen Schritten ging Sirkan wieder los.


( Sirkan ist bei Chephe und Mingan; nördlich im Seelenwald )

Abebi Offline




Beiträge: 149

05.03.2011 10:07
#185 RE: Kapitel 2 - "Die Erkenntnis" Thread geschlossen

Abebi spürte die Aura von Maya noch bevor sie ihre Schritte hörte. Und wieder war da etwas ungemein … bekanntes. Was hatte das zu bedeuten? Es wollte ihr eine Erinnerung vorzeigen, die sie schon so lange verloren geglaubt hatte, dass sie sich nur sehr sehr langsam zeigte.

Da spürte sie etwas anderes. Wie ein feiner Nebel, der sich über sie legte. SIe erschrak. Jemand sprach zu ihr! Weiter gehen? Wohin? DOch ihre Pfoten bewegten sich von ganz alleine. SIe wollte um Hilfe rufen, da erscholl ein letzter Befehl und ihr Maul klappte zu. Nicht darüber reden. Weiter gehen. SIe atmete einmal tief durch. Plötzlich hatte sie das Gefühl, das es nichts Schlechtes war, dass sie leitete und sie ließ es geschehen.

Mayas Gabe begann wieder zu wirken und beruhigte Abebis Geist. Abebi hielt sie jedoch wieder in Grenzen, um einen klaren Kopf zu bewahren. Während sie wietr ging begann sie zu reden. Danke, dass du gekommen bist. ,sagte sie unbeholfen und sah die Graue unsicher an. Weißt du, das war einfach zu viel für mich. Ich war seit Jahren nicht bei anderen Wölfen und bin nur allein herum gezogen und darum … hat mich das irgendwie überfordert. Abebi dachte daran, dass Maya ihre Vergangenheit nicht kannte und diesbezüglich wahrscheinlich gleich eine Frage stellen würde, doch sie fühlte sich noch nicht bereit dazu sie zu beantworten. Also sprach sie schnell weiter. Und sie sagte etwas, dass sie noch nie jemand anderem anvertraut hatte, außer ihrem Bruder. Weißt du, ich habe auch so eine Gabe, wie du. Ich kann … die Aura von anderen sehen und spüren. Stimmung, Gefühle, alles kann ich an den Auren von anderen Wölfen ablesen. Und bei dir … Es kostete sie überwindung weiterzusprechen. Sie senkte den Kopf. Du bist irgendwie anders. Ich habe dauernd das Gefühl, dass ich dich … kenne. Dass ich diese Aura schon einmal gespürt hab. Aber ich weiß nicht wo, da ich … Sie atmete einmal tief durch. … Fast all meine Erinnerung verloren hab. Abebi achtete auf Mayas Aura um zu bemerken, was sie fühlte und wie sie darauf reagierte. Sie sah in Mayas Augen und wollte stehen bleiben und einen Schritt auf sie zugehen, doch der Wald verbot es ihr. Abebi wurde aus ihrer Aura nicht schlau. Plötzlich überkam sie Angst. Halt mich bitte nicht für verrückt. Wenn du … ach, ich weiß auch nicht. Aber irgendwie bist du anders. Das, was ich dir gesagt habe, habe ich bis jetzt niemand anderem gesagt und …
Doch Abebi wusste nicht, was sie weiter sagen sollte. Sie beshcloss einfach auf die Antwort der grauen zu warten.


(mit Maya in der Nähe von Kurayami, ANzunamun und Naijmoun, im Seelenwald)

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Nichts ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.

Chephe Offline

(Zweitchar von Yoki)


Beiträge: 242

11.03.2011 20:57
#186 RE: Kapitel 2 - "Die Erkenntnis" Thread geschlossen

Immer noch stand sie in dem brauen Teich, der sie gefangen hielt. Ein Meer aus Moor, Erde und Wurzeln hatte sie eingekreist und brachte sie dazu alles Kraft ab zu geben und willenlos zu ertrinken in der braunen Suppe, aus der sie sich nicht mehr befreien konnte. Sie versuchte es noch einmal ihre Pfoten zu heben, doch der Morast zog sie nur noch Tiefer in seinen gierig schwarzen Schlund. Die kleine Mähnenwölfin winselte und legte die Ohren an, irgendwie musste sie hier weg.
Nach und nach hatte die Panik, die Angst sie ergriffen und sie unruhig werden lassen. Beweg dich verdammt. Los raus hier. Schnell weg. Schnell ! Der Fluchtinstikt. Schnell und ziellos wäre sie jetzt los gerannt, aber die Natur hielt sie in ihren erdigen Ketten und ließ sie nicht mehr frei. Eine Schande, das sie nun nicht mehr dem folgen konnte, was in ihren Augen die einzig richtige Entscheidung war. Zu laufen.

Doch mit einem Mal legte sich ihre Angst. Urplötzlich. Das war noch nie passiert und sie legte die Ohren an und witterte. Erde. Farn. Moor. Sie selber. Bäume. Blätter. Wasser. Dreck. Ihr Angstgeruch und ... ja ein Geruch, den sie nicht definieren konnte. Sie schloss die Augen und reckte das Kinn nach vorne, sog den Duft ein und hörte die unbekannte Stille, die sie mit einem Mal umgab. Fast schon ein wenig gespenstisch, aber irgendwie, fühlte sie sich geborgen, sicher und so unnormal frei. Ungebunden und einfach Zuhause.
Mit einem mal erfüllt ein warmes Gefühl ihren Körper, sie spürte, wie alles kribbelte und die Wärme sich ausbreitete. Ihre kurze Rute zuckte und ihre Ohren spielten leicht.
Etwas leichtes streifte ihre Beine und sie spürte, wie ihre Pfoten langsam wieder zu ihr fanden. Sie fühlte diese wieder und sah zu Boden. Dann zog sie eine Pfote hinaus und es ging ..... problemlos.

Der pötzlich aufgetretene silberne Nebel war fort, wie vom Erdboden verschluckt.
Chephe zuckte zusammen und rannte los. Noch einmal blickte sie zurück und knallte in der Zeit mit voller Wucht gegen etwas. Ein schwerer Collos. "Huch." sagte sie und richtete sich dann auf.
Der Schmerz pulsierte leicht in ihrem Hüftknochen.


[ Bei Sirkan & Mingan | gegen einen von beiden gelaufen ( sucht euch das aus.) ]

Maya Offline




Beiträge: 240

19.03.2011 13:32
#187 RE: Kapitel 2 - "Die Erkenntnis" Thread geschlossen

Mayas Pfoten gruben sich in den matschigen, kalten Erdboden. Mit großen, kräftigen Sätzen folgte sie Abebi. Sie war sich ihrer Sache immer noch nicht vollkommen sicher. Doch was blieb ihr mittlerweile noch Anderes übrig? Anzunamun und Naijmoun waren verschwunden und sie war mit einem fremden Wolf zurück geblieben. Außerdem brauchte sie ein paar Antworten. Antworten auf Fragen, die sie sich zumindest bewusst noch niemals gestellt hatte, doch sie wusste, dass Abebi sie verstehen würde. Irgendwas war anders an der grauen Wölfin. Schon von dem ersten Augenblick fühlte Maya sich zu ihr hingezogen und aus unerklärlichen Gründen für sie verantwortlich. Doch keines dieser Gefühle war neu und keine dieser schon bekannten Tatsachen war es, die Maya dazu bewegten der Grauen, die sie fast nicht kannte, tiefer in diesen gruseligen Wald zu folgen.
Tiefer in den Wald...Weg von Naijmoun!
Maya seufzte. Doch nun hatte sie ihre Entscheidung getroffen und wollte konsequent daran festhalten. Selbst wenn sie es nicht gewollt hätte- und sie war sich sicher, dass ein kleiner Teil es gerne um jeden Preis verhindert hätte sich von Naijmoun zu trennen- sie hatte keine andere Wahl. Dieser mysteriöse Wald lies ihr keine andere Möglichkeit. Sie konnte keinen Schritt mehr zurück machen. Zurück zu Naijmoun und ihrem bisherigen Leben. Plötzlich fühlte Maya sich innerlich vollkommen überfordert und einsam. Allein gelassen. Dabei war sie niemals von so viel Gesellschaft umgeben gewesen, wie in diesem Augenblick. Aber es mochten sie noch so viele andere ihrer Rasse umgeben, in diesem Moment sehnte Maya sich nach ihren alten Leben. Natürlich hatte sie es niemals wirklich leicht gehabt, aber noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so hilflos und einsam gefühlt. Nicht einmal, als ihr Aleeke und Lenia erzählt hatten, was mit ihrer Familie passiert war. Sie sehnte sich danach, wieder alleine Tage lang durch dichte Wälder und offene Ebenen zu ziehen, ohne Hast und frei wie der Wind. Diese Gefangenschaft hier machte sie fast wahnsinnig. Sie wollte wieder die leichte Brise in ihrem Fell spüren. Sich im Gras von der Sonne das Fell trocknen lassen, wenn sie mal wieder Jagt auf Fische gemacht hatte und sie wünschte sich hingehen zu können, wohin -und wann sie wollte. In diesem Augenblick kam ihr ihr bisheriges Leben gar nicht mehr so schlicht und unvollkommen vor. Es war perfekt gewesen. Perfekt, bis auf eine Ausnahme.

Maya wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie auf einmal auf Abebi stieß. Abrupt blieb sie stehen. Sie war etwas außer Atem. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie tief sie in den Wald gelaufen waren. Ihre Gedanken hatten sie zu sehr gefesselt. Oder war es noch etwas Anderes? Maya konzentrierte sich und zwang sich dazu ihre aufgewühlten Gedanken etwas zu ordnen. Ja. Da war noch etwas. Eine ungeheure Macht schien sich um sie zu legen, wie der undurchdringliche Nebel es zuvor getan hatte. Es war ihr nicht aufgefallen, so sehr hatte sie sich mit den Gedanken über ihr bisheriges Leben beschäftigt.
Was ist...
Doch sie wurde von einer sanften leichten Stimme unterbrochen, bevor sie ihren Gedanken beenden konnte. Es war, als spreche da jemand zu ihr. Unwillkürlich schaute Maya sich einmal um. Es war niemand da, niemand außer der kleinen Grauen.
Wir sollen weiter gehen?!
Maya dachte einen Augenblick darüber nach. Hatte diese unheimliche Macht vielleicht etwas mit Istas zu tun? Mayas Blick fiel auf Abebi. Jetzt erst fiel ihr ein, dass sie den Neuankömmlingen noch nichts von Istas und ihrer bitte erzählt hatten. Maya überlegte sich, dass es vielleicht besser wäre, alle Karten auf den Tisch zu legen und Abebi von der geisterhaften Wölfin zu erzählen. Doch auf unerklärliche Wiese, huschte die Gewissheit in ihr Bewusstsein, dass es nicht richtig war. Sie durfte es niemandem sagen. Zumindest vorerst.
Verwirrt schüttelte sie sich um die Gedanken los zu werden und einen klaren Kopf zu bekommen. Jetzt musste sie sich erst einmal auf Abebi konzentrieren und darauf, Antworten zu erhalten.

Maya zerbrach sich gerade den Kopf darüber, wie sie das Gespräch am besten ins Rollen bringen könnte, da begann Abebi zu sprechen. Sie klang sehr unsicher und unwillkürlich verstärkte Maya ihren Einfluss auf Abebis Wohlbefinden. Als diese sagte, sie sei froh, dass Maya gekommen sei, verschwanden die Verwirrung und Mayas Gefühle beruhigten sich wieder etwas. Ein breites, ehrliches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
Auf einmal fühlte sie sich sehr wohl. Sie war froh, endlich ihre Ruhe zu haben und mit Abebi in aller Ruhe sprechen zu können. Auch der Grauen schien dies recht zu sei. Trotzdem blieb ein Rest der Anspannung und Unsicherheit in ihren Augen. Maya wollte ihr gerade erklären, dass sie gut verstand, wie Abebi sich fühlte. Ihr selbst erging es ja nicht anders. Da redete diese schnell weiter.
Es schien sie viel Überwindung zu kosten die Worte auszusprechen. Maya bleib still und lies der Wölfin Zeit. Sie setzte sich auf ihre Hinterpfoten und hörte ihr geduldig zu. Was sie erfuhr, beängstigte und freute sie gleicher Maßen. Sie war also nicht die Einzige, die nicht "ganz normal" war und sie bildete es sich also nicht nur ein. Dieses Gefühl der Vertrautheit.

Als Abebi geendet hatte, stand Maya auf und ging unsicher noch einen Schritt auf sie zu. Hielt dann jedoch inne, lies sich auf den kalten Waldboden sinken und legte den Kopf auf ihre Pfoten. Ihr Blick wich jedoch nicht eine Sekunde von Abebis Augen. Sie holte tief Luft, versuchte zu lächeln und begann ebenfalls zu sprechen.
"Weißt du Abebi, ich kann dich in vielerlei Hinsicht wahrscheinlich besser verstehen, als du denkst."
Sie machte eine Pause und versuchte ihre Gedanken zu sammeln.
"Auch ich war viele Monate allein und bin durch die Landschaft gezogen ohne jegliche Gesellschaft. Ich kann dich also nur zu gut verstehen. Deine Gabe finde ich sehr interessant. Ich bin froh, jemanden gefunden zu haben, der auch nicht "ganz normal" ist."
Maya lächelte.
"Und warum sollte ich deshalb denken, dass du verrückt bist? Im Gegenteil, ich fühle mich geehrt und freue mich darüber, das ich diejenige bin, der du All das anvertraust."
Wieder machte sie eine Pause. Sie musste an Najimoun denken und daran, wie sie beide im Wald gelegen und sich ihre Vergangenheit erzählt hatten. Maya seufzte. Vertriebt den Gedanken dann aber und erzählte schnell weiter.
"Und dieses Gefühl. Dieses Gefühl der Vertrautheit. Als würdest du mich kennen, ist mir ebenfalls nur allzu gut bekannt. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dich zu kennen. Doch ich weiß nicht woher. Ich kann mich nicht erinnern. Aber das Wissen über diese Tatsache ist da."
Sie schüttelte den Kopf. Anderes konnte sie es nicht in Worte fassen.
"Aber vielleicht, wenn wir beide gemeinsam unsere Vergangenheit durchforsten, finden wir die Antwort auf diese Frage."
Erneut hielt Maya inne. Hatte sie zu Viel gesagt? Würde es die Graue überfordern? Würde sie erneut Hals über Kopf davon laufen und Maya alleine zurück lassen?
Sie wusste es nicht. Doch sie hoffte, nicht zu weit gegangen zu sein.
Ihr Blick ruhte auf der Fähe vor ihr, doch der Ausdruck in ihren Augen war unergründlich.


(Im Seelenwald bei Abebi)

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Das Leben schickt einem viele Umwege, die Kunst ist es, dabei die Landsachft zu bewundern.

Sirkan Offline

(Zweitchar von Aiyana)


Beiträge: 252

20.03.2011 14:55
#188 RE: Kapitel 2 - "Die Erkenntnis" Thread geschlossen

Er war grade mal einige Schritte gegangen und hatte grade erst sein Gleichgewicht völlig wiedergefunden, als erneut etwas versuchte ihn ins Schwanken zu bringen. Diesmal jedoch war es nichts unfassbares wie eben zuvor. Diesmal war es die kleine Fähe, die er gesucht hatte. Ein kurzes kaum merkliches Lächeln huschte über seine Miene, bevor der Schwarze nun einen eher verärgerten Gesichtsausdruck zur schau trug. Wie hatte sie nur so dumm sein und einfach vor laufen können! Dieser Wald war eindeutig nicht normal und so hätte wer weiß was alles passieren können! Mit grimmiger Miene musterte er nun die kleine Mähnenwölfin, die eben noch hinter sich geschaut hatte. War sie verfolgt worden? Ruckartig hob Sirkan seinen Kopf und musterte eingehend seine Umgebung. Nein, dort war nichts bedrohliches. Dennoch... richtete er die Augen des Monsters auf sie so sah er wie ihre Energieströme pulsierten, und das nicht nur wegen körperlicher Anstrengung, da war er sich sicher. Höchstens wenn sie bis eben durchgelaufen wäre, doch das konnte sich der Rüde nur schwer vorstellen.
Beim näheren betrachten fiel ihm noch etwas auf: Vom Bauch abwärts schien die kleine Fähe im Matsch gebadet zu haben. Was irgendwie seltsam war, denn Sirkan hatte nirgends etwas wie ein Matschloch ausmachen können. Vielleicht war aber auch einfach dran vorbei gelaufen. Vielleicht steckte dieser dumme graue Rüde mit seinen Vorlauten Worten ja auch grade darin fest.. Ein böses Grinsen konnte sich Sirkan hierbei nicht verkneifen, doch dann fiel ihm ein, dass ja auch Chephe es hinaus geschafft zu haben schien, also musste der Graue es wohl oder übel auch schaffen. Etwas gutes jedoch hatte es wohl doch: So würde Sirkan ihm noch die versprochene Abreibung verpassen können. Noch einmal würde dieser Graue gewiss nicht so unüberlegt sein Maul aufreißen. Vorerst jedoch war die kleine Fähe wichtiger. Noch immer starrte er sie mit verärgertem Blick an.

"Ist dir klar was dir in diesem Wald alles hätte passieren können?! Hast du nicht mal im entferntesten daran denken können was wir schon in diesem Land getroffen haben? Du glaubst doch nicht, dass das das einzige Ungeziefer hier ist?! Du hättest wenigsten diesen Schwachkopf von Mingan mitnehmen können."

Zornig starrte er sie an, nachdem er mit tiefer Stimme auf sie eingeredet und dabei die unterdrückte Wut nicht wirklich hatte verbergen können. Wieder schwieg er eine ganze Weile bevor er erneut das Wort ergriff.

"Ich habe dir ein verdammtes Versprechen gegeben, was bedeutet dass ich es einhalten muss. So anders ihr auch alle mit eurem seltsamen Sinn seid auf "Gleichberechtigung" zu bestehen - was meiner Meinung nach völliger Schwachsinn ist - so werdet ihr doch wenigstens wissen dass man zu seinem Wort steht. Selbst wenn es bei niemanden gibt der euch sonst das Leben zur Hölle machen würde."

Während er so redete, gelang immer mehr das erst innerliche Knurren in den Vordergrund. Diese seltsamen Lebensweisen dieser Wölfe waren ja grässlich! Wie konnten sie überleben, wenn sie nicht mal die einfachsten Regeln befolgen konnten?! Das Glück musste ihnen dabei auf jeden Fall hold sein.


( Sirkan ist bei Chephe (und Mingan in der Nähe); nördlich im Seelenwald )
(btw: er wartet wirklich eine gaaaanze weile bis er das erste Mal spricht)

Abebi Offline




Beiträge: 149

23.03.2011 17:12
#189 RE: Kapitel 2 - "Die Erkenntnis" Thread geschlossen

Unsicher sah Abebi Maya an und wartete auf ihre Antworten. Als Maya antwortete war sie so erleichtert, das sie lächelte, was bei Abebi eigentlich nicht so oft vorkam. Abebi lauschte gespannt, um jedes von Mayas Wörtern auch ja zu verstehen und hing nur so an deren Lippen. Was sie sagte fesselte sie so sehr, dass die fast vergaß zu atmen. Maya war auch allein herum gezogen? Sie verstand Abebi? Als Maya sagte, das sie Abebis Gabe interessant finde, und sie sich freue, das Abebi so offen mit ihr redete spürte sie sogar einen Anflug von Stolz. Ein Gefühl, das ihr so gänzlich unbekannt war, dass sie schon fast davor zurückschreckte. Sie war nie stolz auf etwas gewesen, und hatte auch noch keinen echten Grund dazu gehabt. Soweit sie sich erinnern konnte war ihr Leben von Angst und Unsicherheit geprägt gewesen, und das, was davor passiert war schien auch nicht viel besser zu sein, obwohl sie sich daran nicht erinnerte. Ihre Gedanken schweiften zu Kurayami ab, der der erste Wolf seit Kenan war, der sich ihrer angenommen hatte. Und jetzt stand er allein im Wald. Doch komischerweise fühlte Abebi sich nicht schuldig, sondern hörte Maya nur weiter gut zu.
Das Gefühl der Vertrautheit, ja. Sie spürte es auch! Abebi seufzte erleichtert.
Doch was dann kam ließ sie erstarren. [
i]Meine Vergangenheit durchforsten? Wie soll das gehen?[/i] Sie dachte an den kalten grauen Nebel der Traurigkeit, der sie immer einhüllte, wenn sie – bewusst oder unbewusst – in Gedanken mit ihrer vergessenen Vergangenheit in Berührung kam. Sie senkte den Blick und setzte dazu an Maya zu gestehen, das sie zu viel Angst davor hatte sich zu erinnern. Auch wegen der Schuldgefühle, die sie plagten, obwohl sie nicht einmal wusste was sie getan hatte. Doch als sie den Blick hob und Maya direkt in ihre tiefbraunen Augen sah gab ihr der Ausdruck darin neuen Mut. Und einen nie gekannten Willen, sich zu erinnern. Wenn schon nicht für sich selbst, dann für Maya! Sie dachte an den eisblauen Ausdruck des Leides in ihrer Aura und plötzlich war es ihr größter Wunsch, Maya davon zu befreien. Also würde sie es versuchen.
Wer auch immer über uns wacht, vom Himmel oder von der Erde oder von wo auch immer - steh mir bei! , flüsterte sie innbrünstig und legte sich dann mit einem letzten Atemzug hin, den Kopf auf den Pfoten. Sie schloss die Augen und streckte die Finger ihres Bewusstseins direkt in den grauen Nebel hinein. Als sie hinein tauchte überfielen sie tausende überwältigende und ausschließlich schlechte, beängstigende Gefühle, in denen sie sich fühlte wie ein Wurm zwischen hungrigen Vögeln. Innerlich schwankte sie. Die Gefühle schienen sie zu erdrücken. Sollte sie es tun? Sie dachte an Maya und beschloss, mit allen Mitteln zu versuchen, sich zu erinnern. Ein Jaulen erklang in ihrer Erinnerung. Ein gequältes Jaulen. Das kannte sie. Manchmal kam es in ihren Albträumen vor. Doch plötzlich überkam sie eine Erkenntnis, die sie zutiefst erschütterte. Es war ihre Mutter, die da schrie. Unwillkürlich stieß auch Abebi ein gequältes Piepsen aus, tauchte dann jedoch noch weiter ein. Mit allen Mitteln! Für Maya! Mit allen Mitteln! Für Maya! ,sagte sie sich immer wieder. Sie wusste nicht mehr, was ihr Körper tat – wahrscheinlich zitterte er – sondern konzentrierte sich voll und ganz auf ihren Geist. Sie stand vor einem letzten Hindernis, das spürte sie. Wütend schlug sie gegen die Mauer, die ihr den Zutritt auf ihre Vergangenheit verwehrte und versuchte, sie zu Fall zu bringen. Sie schlug und kratzte und rannte dagegen. Eine neue Welle von Kraft überkam sie – Und dann war alles da. Es lief vor ihr ab wie ein Film.

Es war ein schöner Morgen. Die Sonne schien warm und Abebi (damals noch fast ein Welpe) beschloss, auf eine Erkundungstour zu gehen. Sie schlich sich von ihrer noch schlafenden Mutter weg und lief fröhlich in den Wald hinein. Sie lauschte auf die Geräusche der Tiere – die sie nachher erlegen würde – und auf ihre eigenen Schritte – die sie nachher dämpfen würde-. Da erschollen hinter ihr weitere Schritte. Es war ihr Bruder Kenan. Er war nicht gerade ihr Lieblingsbruder, da er sie andauernd ärgerte, doch sie spürte eine tiefe Verbundenheit mit ihm. Was da zwischen ihnen war konnte sie nicht ganz beschreiben. Na, mal wieder weg gelaufen? ,begrüßte er sie. Ich freu mich auch, dich zu sehen. ,gab sie knurrend zurück und grinste ihn dann an. Wollen wir jagen? Wir beide? Mama und Papa werden stolz sein! Er legte den Kopf schief – erst auf die eine, dann auf die andere Seite – und nickte dann. Doch kaum hatte er das getan erscholl ein Knall. Ein ohrenbetäubendes Geräusch, das die beiden Jungwölfe zusammenfahren ließ. Ohne zu zögern warf sich Kenan herum und rannte in die Richtung aus der er gekommen war. Abebi hielt mit ihm Schritt und überholte ihn sogar. Doch als sie bei ihrer Familie – oder dort, wo diese eben noch existiert hatte – ankam wünschte sie sich, sie hätte es nicht getan.

Ab dort waren das meiste nur noch vereinzelte Eindrücke, doch Abebi verstand nur zu gut, was passiert war.

Eine riesige Gestalt auf zwei Beinen schnappte sich Abebis und Kenans Geschwister und steckte sie kaltherzig in irgendwelche Boxen. Abebi schrie. Da gab es noch einen Knall. Ihre Mutter schrie. Dann fiel sie hin und bewegte sich nicht mehr. Das zweibeinige Monster machte einen Schritt auf sie selbst zu. Abebi war wie erstarrt. Doch im letzten Moment bevor die Gestalt sie fassen konnte machte Kehnan einen unglaublichen Satz und biss der Gestalt in die Hand. Dann rannten sie. Beide. Zusammen. Einsam in ihren Gedanken. Abebi merkte, dass er humpelte, wusste jedoch nicht, wie es zu der blutenden Verletzung an seinem rechten Hinterbein gekommen war. Zusammen suchten sie sich ein ärmliches Versteck zwischen den Wurzeln eines großen Baumes. Es war kalt und feucht. Abebi schluchzte, Kenan war still. Er starrte mit traurigem Blick in die Ferne. Mehrere Tage versteckten sie sich und aßen nur, wenn es unbedingt nötig war. Nach einer Woche begannen sie weiter zu ziehen. Ohne Ziel, ohne Zuhause. Abebi merkte, das Kenan immer schwächer wurde. Sie sprach ihn darauf an, doch er stritt alles ab und wollte stark sein. Mehrmals wollte sie ihn dazu bringen zu rasten, doch er ließ sich nichts von ihr sagen. Und als großer Bruder meinte er wohl, seine Schwester unbedingt beschützen zu müssen. Bald bemerkte Abebi, dass er etwas zu suchen schien. DIesmal sagte sie nichts, sondern beobachtete ihn nur. Sicher, er suchte etwas. Oder jemanden? Doch bis zum Abend schien er entweder keine Fährte gefunden zu haben, oder er zeigte es ihr nicht. Als sie sich im Schutze einer kleinen Höhle hinlegten sagte er plötzlich: Wo ist sie? Sie muss doch auf sie aufpassen!Seine STimme klang fiebrig und krank und wie von weit her. Abebi bekam immer mehr Angst. Von wem redete er? Geschwächt ließ er sich auf den Boden fallen und rollte sich zusammen. Schwester! Du must ihr helfen!
Kenan! Wovon redest du? Deine Schwester ist doch hier! Ich bin hier! Wem soll ich helfen? Panik drohte sie zu übermannen, doch Abebi lauschte ihm weiter. Kenan schien sie gar nicht mehr wahrzunehmen. Leise flüsterte er: Wenn dieser eine verfluchte Tag uns nicht getrennt hätte, Schwester, dann wäre das alles nicht passiert! Wo bist du?
Aber ich bin doch hier! Wir wurden nicht getrennt! Kenan - antworte! Bitte!Da öffnete er noch einmal die Augen. Sein Blick flackerte, heimgesucht vom Schmerz des Todes. Abebi? Du bist immer noch ... da?
Natürlich bin ich da! Ich lasse dich nicht alleine! ,antwortete sie leise. Die Angst um ihren Bruder schnürte ihr die Kehle zu. Nein ,erwiderte der schwach, aber bestimmt. Bleib nicht hier! Du musst sie ... suchen. Versprich es mir! Bitte! ... Such ... sie! SIe wird ... dir helfen. Abebi, die den fassungslosen Schrecken des Teils ihres Körpers der wusste, was mit ihrem Bruder geschah kaum begriff fragte leise: Wen? Wen soll ich suchen?Er atnete einmal durch. Sein Atem ging rasselnd. Deine ... Schwester. Ma ... Ma ... M ...Da erstarb seine Stimme. Er schloss die Augen. Sein Atem stockte und blieb dann aus. Abebi heulte auf und schluchzte dann, allein gelassen von ihrer Familie, allen Göttern und überhaupt der ganzen Welt. Schutzsuchend kuschelte sie sich an den reglosen Körper ihres Bruders und wartete auf ein Lebenszeichen seinerseits.
Die Nacht war eine kalte, die an Abebis Kräften zerrte. Am folgenden Morgen stand Kenan nicht mehr auf.


Abebi löste sich von ihren Erinnerungen. Den Rest kannte sie. Sie brauchte mehrere Momente um zu verstehen, was passiert war, wo sie war, und wer da vor ihr lag. Gleichzeitig merkte sie, dass ihr Tränen über die Schnauze gelaufen waren und wischte sie mit einer Pfote weg. Noch einen Moment später wurde ihr bewusst, dass sie geredet hatte. Die ganze Zeit. Alles, was sie gedacht hatte, hatte sie Maya unbewusst mitgeteilt. Sie hatte alles gehört! Verlegen aber auch von einer matten Lustlosigkeit und Müdigkeit erfüllt sagte sie: Nun kennst du also meine Geschichte. Du musst wissen, dass ich mich bis vor einigen Momenten selbst an nichts davon erinnern konnte und das alles … verarbeiten muss. Hat es dir in deinen Überlegungen wenigstens geholfen? Jetzt, wo sie wusste, was geschehen war fühlte sie irgendwie … kaum etwas außer einem grundtiefen Erschüttern über die Grausamkeit, die das Schicksal gegen sie aufwarf. Gleichzeitig fühlte es sich gut an jemanden zu haben, der alles wusste. Mit dem sie reden konnte. Und ganz ohne Angst fragte sie leise: Maya – glaubst du, das ich schuld bin am … Tod meines Bruders? Bitte sag mir, was du wirklich denkst! Ich muss es wissen! Sie atmete einmal tief durch. Und dann bist du dran mit erzählen.


(mit Maya im Seelenwald in der Nähe von Kurayami, Naijmoun und ANzunamun)

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Maya Offline




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26.03.2011 18:28
#190 RE: Kapitel 2 - "Die Erkenntnis" Thread geschlossen

Mayas Blick ruhte auf der Fähe ihr gegenüber. Immer noch hoffte sie, dass sie nicht zu viel gesagt hatte. Abebi schien verunsichert zu sein und jeden Moment darum zu kämpfen nicht weg zu rennen.
Kein Wunder. Ich kann es ihr nach fühlen. Wahrscheinlich liegt es nur an meiner Gabe, dass ich nicht Hals über Kopf davon gelaufen bin, als die Dinge irgendwie immer mehr aus dem Ruder liefen. An meiner Gabe, an dem unheimlichen Wald und an Naijmoun.
Maya schüttelte den Kopf, als könnte sie damit den Gedanken verscheuchen. Immer wieder schlich sich sein Name in ihre Gedanken. Obwohl sie gerade das vermeiden wollte, solange sie nicht wusste, wann sie den Hellen wieder sehen würde. Doch es war nicht mehr länger nur noch Naijmoun. Auch Abebis Name lies sich nicht aus ihrem Unterbewusstsein verbannen. Maya seufzte unhörbar. Sie hatte immer noch nicht wirklich begriffen, wie sich innerhalb von ein paar Tagen Alles so drastisch ändern konnte.
Andererseits- Veränderungen gehören nun mal zum Leben.

Sie konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart. Jetzt war nicht der richtige Augenblick, um sich in den Gedanken zu verlieren- wie sie es so gerne tat. Maya war immer noch nicht klar, wie sie den unergründlichen Ausdruck in Abebis Augen deuten sollte. Bildete sie es sich nur ein, oder lag wirklich so etwas wie Faszination darin?! Bei dem Gedanken musste Maya lächeln. Ohne das sie es bewusst beschlossen oder entschieden hätte, hatte sie die Graue in ihr Herz geschlossen. Schon seit dem ersten Moment, als sie sich begegnet waren, hatte Abebi einen Platz in Mayas Herzen gefunden- sich einfach eingeschlichen, wie Naijmouns Name in ihre Gedanken. Doch jetzt, wo sie wusste, dass vielleicht eine Chance bestand das Rätsel der Vertrautheit zu lösen, lies sie es zu. Sie verdrängte das Wissen darüber nicht länger. Maya war froh, dass Abebi nicht verängstigt oder überfordert schien. Zumindest nicht, bis Maya auf ihre Vergangenheit zusprechen kam. Sie zuckte unmerklich zusammen und mit Entschuldigendem Blick schaute sie Abebi an. Diese jedoch schien in diesem Augenblick vielmehr mit sich selbst und ihren eigenen Gedanken beschäftigt zu sein.
Maya war, als vernehme sie ein leises Flüstern. Mehr zu sich selbst, als an sie gerichtet. Abebi schien jetzt vollkommen in einer anderen, einer weit entfernten Vergangenheit zu sein. Maya spitzte die Ohren, sie wollte ja jedes Wort der Grauen mitbekommen, um nichts zu verpassen. Doch sie sollte es bald bereuen.

...

Anfangs hatte sie mit gespitzten Ohren gelauscht, den Kopf auf den Pfoten ruhend. Doch je Mehr Abebi erzählte, desto tiefer glitt auch Maya in ihre Schilderungen hinein. Es war, als erzähle Abebi nicht nur -nein- als erlebe sie es in diesem Augenblick. Maya erging es nicht anderes. Es war als betrete sie eine andere Welt und nur ihr Körper befand sich noch mit Abebi im Wald. Maya fühlte Alles. Sie sah die Bilder, als wäre sie selbst mit dabei gewesen, hörte die Stimmen und fühlte den Schmerz. Abebis Schmerz- Kenans Schmerz- und er wurde automatisch zu ihrem eigenen. Sie ging zu Abebi und wollte sie trösten. Wollte ihr so gerne sagen, dass Alles wieder gut werden würde und sie keinen Grund hatte zu weinen, doch das wäre gelogen gewesen. Es würde niemals wieder gut werden. Dafür war es zu spät. Dazu lebten sie in der falschen Zeit. Nein. Zu lügen hätte es auch nicht besser gemacht. Also legte sie sich statt dessen neben Abebi und stubste sie mit der Schnauze vorsichtig an. Abebi sah so zerbrechlich aus, dass es Maya beinahe schmerzte. Sie wollte ihr so gerne helfen, doch sie wusste nicht wie. Wahrscheinlich hätte sie sich in diesem Moment darüber keine Gedanken machen dürfen. Wahrscheinlich hätte sie so etwas wie einen Schock haben müssen. Doch sie hatte nichts von alle Dem. Sie fühlte keinen Schmerz, keine Verzweiflung, keine Trauer- zumindest nicht ihre eigene. Doch sollte das Alles noch kommen? Egal, in diesem Augenblick fühlte sie nur unbeschreiblich großes Mitleid und wollte Abebi so gerne helfen, dass sie dafür Alles gegeben hätte.
"Nein Abebi! Es ist nicht deine Schuld! Das darfst du niemals denken, hörst du?! Du kannst nichts für das, was passiert ist. Du hast Kenan nicht gebeten sich für dich zu opfern. Er hat es aus freien Stücken getan. Er musste es tun. Weil er der große Bruder war, doch du darfst dir keine Schuld geben! Nicht eine Sekunde! Hättest du es entschieden können, hättest du es zugelassen? Das er sich ihnen in den Weg stellt?"
Sie schaute Abebi tief in die braunen Augen, in denen Schmerz und Verwirrung lagen. Sie erwartete keine Antwort. Es war eine rhetorische Frage gewesen, also redete sie schnell weiter.
Ihre Stimme klang jetzt ruhig, aber trotzdem lag so viel Nachdruck darin, wie es nur ging. Maya wollte nicht, dass die kleine Fähe sich auch noch Schuldgefühle machte. Zumal diese vollkommen unberechtigt wären.
"Weißt du, er hat dich geliebt Abebi. Er hat sich für dich verantwortlich gefühlt und wollte dich retten. Doch gewiss hätte er nicht gewollt, dass du dir Schuldgefühle machst! Er wollte das Beste für dich- dass du Leben kannst. Doch was ist es für ein Leben, dass von Schuldgefühlen geplagt wird? Nein. Das hätte er nicht gewollt. Und deshalb sage ich dir die reine Wahrheit: Nein, du bist nicht Schuld an Kenans Tot.
Sie verstummte und senkte den Blick. Dann flüsterte sie mehr zu sich selbst:
"Wenn, dann bin ich schuld. Ich hätte da sein sollen und auf euch aufpassen. Dann wäre deine... unsere Familie vielleicht noch am Leben."
Bei den letzten Worten brach ihre Stimme weg und sie merkte wie auch ihr Tränen die Schnauze hinunter liefen. Sie Schloss die Augen und versuchte sich zusammen zu reißen und ihre Stimme wieder unter Kontrolle zu bekommen. Eine Weile konnte sie nichts sagen. Ihr Kopf war wie leer gefegt. Da war nichts. Wie nach dem Wüten eines Hurrikan. Wie Ruhe vor dem Sturm. Und doch wirbelten ihr so viele Gedanken durch den Kopf, dass sie hätte laut schreien können. Es war absurd. Fühlte sich so ein Schock an?
Maya war wie erstarrt. Ganz ruhig lag sie neben Abebi, den Kopf an Abebis gelehnt. Maya seufzte. Abebis Wärme war tröstlich. Denn in diesem Augenblick fühlte sich Maya als stünde sie in einem eisigen Schneesturm im tiefsten Winter. Ihre Glieder und Knochen waren steif und sie fühlte sich wie eine Eisskulptur.
Reiß dich zusammen!
Befahl sie sich selbst. Doch es ging einfach nicht. Sie konnte nur daliegen und sich auf das Ein- und Ausatmen konzentrieren. Sie wusste nicht, wie lange sie so da gelegen hatte, bevor sie sich wieder in der Gewalt hatte. Sekunden, Minuten, Stunden? Das spielte keine Rolle!
Sie seufzte lautlos, öffnete die Augen und begann zu sprechen.
"Es sind nur noch verschwommene Bilder. Ich kann mich nicht mehr genau an das erinnern, was vor meinem "zweiten Leben" passiert ist. Ich war einfach noch zu klein. Ich weiß nur, dass ich von meinen Eltern getrennt wurde. Durch was- oder aus welchem Grund weiß ich nicht. Da sind einzelne Bilder, oder Geräusche, aber ich kann sie nicht zuordnen."
Sie machte eine Pause um tief durch zu atmen. Das letzte Mal, dass sie das jemandem erzählt hatte, lag sie zusammen mit Naijmoun auf dem nassen, kalten Waldboden. Es schien ihr, als wäre es Jahre und nicht Tage her. Eine Andere Zeit, ein anderes Leben. Durch das, was Maya in den letzten Minuten erfahren hatte, wurde Alles in ihrem Leben erneut in ein ganz andere Licht gerückt.
"Ich hätte wahrscheinlich nur ein paar Tage alleine im Wald überlebt und wäre dann jämmerlich erfroren, verhungert oder von Wildtieren getötet worden, hätten mich nicht Lenia und Aleeke gefunden und bei sich aufgenommen."
Jetzt lag so etwas wie Ehrfurcht in ihrer Stimme.
"Sie kümmerten sich um mich wie um ihr eigenes Welpe und lehrten mich Alles, was ich wissen musste, um in der Wildnis zu überleben. Sie waren die Eltern für mich, die ich schon so früh verloren hatte. Ich war glücklich. Warum auch nicht? Ich kannte es ja nicht anders. Doch eine Sache fehlte mir. Ich hatte nie Geschwister gehabt und wusste nicht, ob ich noch leibliche besaß. Also machte ich mich nach 2 1/2 Jahren auf den Weg, um alleine durch das Lang zu ziehen und nach meinen Geschwistern zu suchen."
Maya schaute Abebi wieder in die Augen.
"Und jetzt endlich, nach 1 1/2 Jahren der ewigen Suche, treffe ich dich und ich..."
Erneut machte sie eine Pause um ihre Gedanken zu ordnen. In ihrem Innern herrschte ein einziges Gefühlschaos: Freude, Traurigkeit, Verzweiflung, Kummer, Schmerz... Sehnsucht.
Sie schüttelte den Kopf. Es verwirrte sie. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie sollte sie Abebi erklären was sie fühlte, wenn sie sich ihrer Gefühle noch nicht einmal bewusst war? Wenn sie die Worte, welche Abebi gesprochen hatte und deren Sinn noch nicht begriffen hatte- noch nicht erfasst.
"Auch ich muss Alles erst einmal verdauen. Es ist Alles so..."
Wieder schüttelte sie den Kopf, diesmal stärker.
"So verwirrend. Noch niemals musste ich so nach Worten suchen, wie in diesem Augenblick. Ich bin mir meiner Gefühle noch nicht so recht bewusst und ich muss All das erst begreifen. Aber eines weiß ich Abebi, ich bin froh, dich endlich gefunden zu haben."
Maya senkte den Blick und schaute auf ihre Pfoten. Sie wollte Abebei nicht zu einer Antwort drängen und sie zu nichts zwingen. Jetzt war Alles gesagt und sie sollte ebenfalls Zeit haben Alles zu begreifen.
Wie auch der Rest, war das Wissen, dass Abebi ihre so lang gesuchte Schwester war genau wie das Wissen, dass ihre ganze leibliche Familie- alle bis auf eine- gestorben waren, einfach in ihr Bewusst sein gekommen. Hatten sich hinein gepflanzt, ganz von allein. Ohne, dass Maya lange darüber nachdenken musste. Und dafür war sie dankbar. Auch wenn sie wusste, dass sie sich früher oder später damit befassen musste. Doch sie wusste, dass sie es nicht alleine tun musste und das jemand für sie da sein würde.
Ich bin nicht allein.
Dachte sie erleichtert.


(Im Seelenwald bei Abebi)

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Das Leben schickt einem viele Umwege, die Kunst ist es, dabei die Landsachft zu bewundern.

Abebi Offline




Beiträge: 149

02.04.2011 18:52
#191 RE: Kapitel 2 - "Die Erkenntnis" Thread geschlossen

Die Schuldgefühle tobten in ihr. Doch gleichzeitig schienen sich die Gefühle selbst unsicher zu sein, ob sie richtig waren. Abebi wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte und versuchte, die lästigen Gedanken auszusperren, doch es gelang ihr nicht. Sie waren viel zu wichtig, als dass sie sich hätten verdrängen lassen.
Die tröstliche Wärme Mayas riss sie aus ihren Gedanken. Und dass auch ihre Schwester – es war komisch, das so zu denken – etwas verwirrt aussah erleichterte Abebis einsames Herz ein wenig. Vielleicht würde es ja bald nie mehr einsam sein müssen. Sie dachte an Kurayami, der sie auf so magische Weise anzog. An Naijmoun, den sie zwar nicht kannte, der aber eine einladende, nette Aura hatte und den sie bestimmt noch besser kennen lernen würde. Und an Maya. Ihre Schwester. Es ist komisch, seine Schwester kennenzulernen ohne dass man weiß, dass man verwandt ist. , dachte Abebi unwillkürlich.

Mayas besorgte Aura wunderte Abebi fast ein wenig. Seit Jahren hatte sich niemand mehr um sie gesorgt. Es war ein wirklich schönes Gefühl. Voller Wärme und Barmherzigkeit. Jemanden zu haben, der sich um einen sorgt, überlegte sie, Ich glaube, das bedeutet Familie. Dann habe ich halt eine ziemlich kleine Familie, aber es ist mehr, als ich je zu hoffen gewagt hätte.Als Maya sie mit der Schnauze anstubste schmiegte Abebi aus einem Impuls heraus ihren Kopf an das Fell ihrer großen Schwester. Ja, Maya war eine gute Schwester. Sie konnte sie bestimmt beschützen. Als Maya sprach nahm sie den Kopf wieder weg und legte ihn auf ihre Pfoten. Ihre Worte munterten sie ungemein auf da sie spürte, wie ehrlich sie gemeint waren. Doch als Maya sich die Schuld zuschob stieß sie ein unwilliges Geräusch aus. Quatsch! Du darfst doch nicht …, versuchte sie es, doch Maya redete schon weiter. Da brach aus ihr ein ganz neues Gefühl heraus. Ihre Aura verwandelte sich in dass dunkle Violett der Trauer und eine Träne rollte ihr über die Lefze. Fürsorglich schmiegte Abebi sich an sie und litt mit ihr. Sie ließ Mayas Aura auf ihre eigene Aura übergreifen und fühlte wie sie. Der Gedankenwirbel und die gleichzeitige Leere waren beängstigend, doch Abebi hielt stand, um ihrer Schwester zu helfen. So lagen sie eine Weile da. Es waren höchstens ein paar Minuten vergangen, doch Abebi kam es vor wie eine Ewigkeit.

Als sie dann von ihrer Vergangenheit sprach hörte Abebi ihr genau zu. Ihre Worte bannten sie für die Zeit in der sie sprach. Und in den Sprech- und Atempausen war es ihre Aura, die Abebi in ihre Gefühle blicken ließ.
Sie hatte Lenia und Aleeke anscheinend sehr geliebt und ihnen großen Respekt entgegen gebracht. Für einen Moment wünschte Abebi sich, das sie auch solches Glück gehabt hätte, bei anderen Wölfen aufzuwachsen, doch dann wurde ihr klar, das so wohl alles seinen rechten Platz hatte. Es war shon immer eine ihrer leichtesten Übungen sich mit dem abzufinden, was sie hatte. Außerdem – wodurch war Maya wohl von ihrer und Abebis Familie getrennt worden? Und warum hatten ihr ihre Eltern nie etwas erzählt?
Als Maya geendet hatte brach ein erneutes Gefühlschaos über sie hinein. Auch diesmal erleichterte es Abebi das Maya ihr Verlangen nach Zeit zum Verstehen teilte. Und als sie endgültig zu ende gesprochen hatte fühlte Abebi sich auf seelische Weise erschöpft. Es war ein angenehmes Gefühl, da sie es mit Maya teilen konnte.

Da verspürte sie den Drang weiterzugehen. Sie dachte an die Worte, die wie von selbst in ihrem Kopf aufgetaucht waren, bevor sie das ganze Gespräch begonnen hatten und dachte auch daran, dass sie Maya nichts verraten durfte. Es juckte unter ihren Pfoten, als wollten sie von selbst weiterziehen, doch Abebi hielt noch eine Weile stand. Danke. ,sagte sie zu Maya. Sie wusste nicht einmal, wofür sie sich genau bedankte, doch es war ihr wichtig. Danke, das du da bist. ,ergänzte sie und warf ihrer Schwester ein aufmunterndes Lächeln zu. Verwundert über sich selbst überlegte sie, wie sie in so einer Situation lächeln konnte. Schließlich hatte sie gerade erst erfahren, das ihre ganze Familie – außer einer – wahrscheinlich tot waren und den Tod ihres Bruders miterlebt. Doch es war ihr, als hätte ihr Herz sich die ewigen Tränen getrocknet. Sie weinte innerlich nicht mehr, zumindest gerade jetzt nicht. Eine Trübheit und Traurigkeit blieb, doch die würde wohl nie ganz vergehen. Es war auch gut so, da es sie immer an die Nebel-Zeit in ihrem Innern erinnern würde.
Doch jetzt war es, als fiele es ihr leichter, weiterzuleben. Einen ganz neuen Abschnitt zu beginnen, gänzlich anders als der vorangegangene. Mit einer Schwester und Freunden, die mit ihr lachten. Ja. Wie lange hatte sie schon nicht mehr herzhaft gelacht? Sie stubste Maya frech, aber sanft mit der Schnauze an. Wir schaffen das. Wir beide zusammen. Wir sitzen schließlich im selben Boot, nicht? Also retten wir uns auch gemeinsam vor dem Ertrinken! Entschlossen stand sie auf und versuchte auch Maya mit einer Pfote auf die Füze zu heben, was natürlich nicht ging, jedch klar machte, das jetzt die Zeit zum Aufstehen gekommen war. Körperlich und geistig. Und wenn du traurg bist, dann bin ich für dich da, Schwester! Wir müssen zusammen halten! Sie lächelte. Und jetzt lass uns den Wald etwas erkunden. Das Leben geht weiter! Und mit den Worten – eigentlich nur ein Vorwand, um dem Jucken ihrer Pfoten nachzugeben – trottete sie los. Sicher, Maya würde ihr folgen. Ab jetzt gehörten sie zusammen!


(im Seelenwald mit Maya)

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05.04.2011 18:34
#192 RE: Kapitel 2 - "Die Erkenntnis" Thread geschlossen


Unruhig harrte Istas den letzten Tag aus, der ihr blieb, bis die Wölfe endlich am Tor ankommen würden. Einerseits war sie ungeduldig und wollte es hinter sich haben, andererseits jedoch war sie auch so aufgeregt, dass sie sich wünschte die Gruppen würden alle noch ein wenig brauchen. Doch seit diesem seltsamen kurzen Moment von dem sie immer noch nicht wusste, ob sie dort nun etwas gespürt hatte oder nicht schienen sich die Wölfe zu beschleunigen. Oder war es doch nur Einbildung? Istas konnte es einfach nicht sagen.
Ob diese Wölfe ihr zuhören würden? Ob sie ihrer Bitte nachkommen würden? Und was würde es überhaupt für sie bedeuten wenn sie es nicht taten? Würde der Rat weiterhin versuchen sie vor den Feinden geheim zu halten?
... so viele Fragen, nach denen die, in ihrem Denken doch immer noch recht junge, Wölfin verzweifelt eine Antwort suchte. So vieles würde sich bei dem Zusammentreffen entscheiden. Und doch war es doch grade mal der Anfang des ganzen. Es lag so vieles noch offen.
Währenddessen schlossen sich die zwei Gruppen wieder zusammen. Die eine näherte sich von Norden, die andere von Süden und ob nun Absicht einer höheren Macht oder nicht. Sie würden ihr Ziel zum selben Augenblick erreichen. Würden erst zögern, dann jedoch den kleinen freien Platz vor dem, für sie unsichtbaren, Tor trotz aller Bedenken betreten. Dieser Ort war es, der sie gerufen hatte. Und keiner von ihnen hatte mehr die Wahl umzukehren.

Dann war der Zeitpunkt gekommen. Aufgeregt beobachtete Istas wie die Wölfe nach und nach alle auf den kleinen Platz traten. Jeder anders. Ein großes Rudel, so wie sie es vor so vielen Jahrhunderten auch mal gewesen waren. Keiner sagte etwas. Beide Gruppen beäugten sich gegenseitig ein wenig misstrauisch. Noch einmal atmete Istas ein wenig zittrig ein, dann begann sich ihr Körper auf der Mitte des Platzes zu verdichten, bis am ende eine leicht durchscheinende dunkelgraue Wölfin zu sehen war. Wittern würde man sie nicht können, war sie doch nur ein Geist. Mittlerweile hatte sie wieder ein wenig Mut gefasst und so schaute sie während ihren Worten jeden einzelnen Wolf entschlossen an.

"Seid gegrüßt all jene, die ich noch nicht getroffen habe, aber natürlich auch diejenigen, die bereits auf dem Weg hierher eine kurze Bekanntschaft mit mir gemacht haben.
Mein Name ist Istas und wie ihr war ich einmal eine Wölfin, die in diesem wunderbaren Land lebte. Doch das Glück war uns nicht hold."


Eine kurze Pause folgte in der die Wölfin ein wenig traurig drein blickte, dann jedoch fiel ihr ein, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. Also sprach sie nun hastig weiter:

"Gerne würde ich euch erzählen, warum ich euch nun um etwas bitten werde, doch dafür bleibt mir keine Zeit. Ich hoffe ihr werdet uns helfen. Die Wölfe dieses Landes wurden vor langer Zeit zu unrecht verurteilt, ermordet und als ewige Geister verbannt."

Plötzlich spürte Istas wie das Tor hinter ihr zu pulsieren begann. Angstvoll drehte sie sich um. Wie sollte das sein?! Hatten die Götter der Unterwelt etwa schon bemerkt was hier passierte? Nein! Das durfte nicht sein! Noch nicht! Flehend sah sie die anderen Wölfe an und spürte wie sie sich bereits auf zu lösen begann. Jetzt schon! Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte sie um ihre Kraft.

"Ihr müsst die wahre Geschichte heraus finden und Beweise sammeln! Ihr dürft nicht vorher entdeckt werden! Das wäre euer Tod! Macht euch auf den weg zu d..."

Immer leiser war ihre hallende Stimme geworden bis sie schließlich ganz versiegte. Gleichzeitig war das Tor in ihrem Rücken immer mehr zum Vorschein getreten. Mittlerweile wieder für die Lebendigen nicht mehr in nur irgendeiner Weise erkennbar, starrte Istas angsterfüllt auf den Übergang zur Unterwelt, der sich bereits einen Spalt breit öffnete. Ein leichter Sog war zu spüren. Zumindest für jene, nicht verfluchten. Jedes andere Wesen ob Tot oder nicht kam nun hierher. Alles würde auffliegen! Die Wölfe würden von den Göttern getötet werden, denn all die Geschöpfe würden sie nun gesehen haben bevor sie in das Reich des Todes gehen konnten! Tränen stiegen in ihre Augen, während die Wölfin zusehen musste wie ihre ganze Hoffnung zerrann.

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